Film
ist unzweifelhaft Film und die mögliche Klimaentwicklung
eine mit ziemlich vielen nach vorn offenen Enden. Dafür,
daß es eine Büchse der Pandora wird, spricht
viel. Das
vorhandene Wissen über ökologische Degradationen
auf dem Planeten reicht jedoch aus, um daraus ein realistisches
Szenario aufzuzeichnen. Die Konsequenzen werden kaum angenehmer
sein wie in der Hollywood-Produktion.
Aus der Klimageschichte weiß man, mehrfach ist es
zu sehr schnellen Temperaturstürzen in Europa gekommen,
zuletzt vor 11.000 Jahren. In der Eem-Warmzeit ereignete
sich ein regelrechtes Klimaflattern. Die durchschnittliche
Temperatur fiel in Europa innerhalb von 20 Jahren um 10
Grad. Kommt der Golfstrom, Europas Klimaheizung, durch tauendes
Süßwasser von Grönland zum Erliegen, kann
genau dies wieder eintreten. Der Klimawissenschaftler Stephan
Rahmsdorf vermutet, frühestens in der zweiten Hälften
des 21. Jahrhunderts kann das passieren. Untersuchenswert
ist überdies der Hinweis Jose' Lutzenbergers, auch
weitgehend abgeholzter Amazonasregenwald schwächt möglicherweise
den Golfstrom.
Das Bundesumweltministerium geht davon aus, daß ein
durchschnittlicher Temperaturanstieg um zwei Grad in diesem
Jahrhundert nicht mehr abzuwenden ist. Bis fast 6 Grad Erhöhung
hält der IPCC für maximal denkbar. Dummerweise
lagern in den Ozeanen und Tundren gigantische Mengen an
Methaneis. Einiges davon kann schon bei geringen Temperaturerhöhungen
freigesetzt werden und so schrittweise einen Supertreibhauseffekt
entfachen. Erhöhte Welttemperaturen sorgen für
Schmelzwasser, daß den Golfstrom kappt, was für
Europa Eiszeit bedeuten kann und global alles aus den bisherigen
Klimaabläufen unkalkulierbar herausgebrochen wird.
Gerade erschienen ist vom Klimaexperten Prof. Mojib Latif
das gut verständliche Buch "Hitzerekorde und Jahrhundertflut.
Herausforderung Klimawandel". Das sei ausdrücklich
als Lektüre empfohlen. Zu wenig geht er aber auf die
Vernetzung der nichtlinearen Atmosphärenprozesse ein.
Auch um mehr Zusammenschau der verschiedenen ökologischen
Abbruchprozesse muß man sich verstärkt bemühen.
In meinem eigenen Band "Wege zur ökologischen
Zeitenwende" findet man ein Kapitel, wo genau diese
Verzahnung wissenschaftsjournalistisch versucht ist. Mit
den beiden Lektürequellen kann man besser verstehen,
wo die Hollywood-Produktion ein mögliches Szenario
aufzeigt und wo nur "Action" angesagt ist.
Literaturhinweise
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