Marko Ferst
Wo
du nichts siehst
Überall blind und grün
unsichtbare Flecken
die Zeiger schlagen aus
in den Wiesen und Wäldern
fixieren unerbittlich
Kartoffeln, Pilze, Milch
nichts bleibt verschont
umstellt sind selbst
die bescheidenen Wünsche
Noch immer leben zu viele
vom Land und Brot
jener unerreichten Tage
was übrig blieb
wird noch immer genommen
jedes Stück entrissen
die Opfer verdeckt
vertuscht und ausgelöscht
Wo sind die neuen Dörfer
von denen die Saat gedeihen darf?
alles ohne Zählerticken
verstümmelt viele
die man retten hätte können
mit freiem, neuem Grund
ein Aufbau, schwer gewiß
von überall wäre Hilfe nötig
Hände aus ganz Europa
gereicht ist nur ein Anfang
Die Armut zog ein
die Krankheiten gedeihen
in weiten Landstrichen
niemand mehr vermag
die geborstenen Teile
ineinander fügen:
doch dort wo Ärzte helfen
und Menschen wieder
Heimstatt finden könnten
da muß endlich alles
getan werden
was zu tun möglich ist
und alles Schweigen umgebrochen
nicht nur in Tschernobyl-Rayonen
sondern überall
wo atomare Strahlung
täglich Leben spaltet
4/2006
Eines der
Denkmäler für die Opfer