Standortkriterien sprechen gegen Schönefeld

 

Zu: „Schönefelder Zwischenlösung“, Alexander Gallrein, MOZ 15.7.2005

Alexander Gallrein hofft, daß der Großflughafen Schönefeld kommt. Ein Blick auf die Landkarte genügt, um zu erkennen, daß dieser, ebenso wie Tegel, innerhalb großer kompakter Siedlungsgebiete liegt, und von daher das Lärmproblem nur vom Westteil Berlins in ein anderes Stadt- und Siedlungsgebiet auslagert wird, wobei 150.000 Betroffene um Schönefeld noch die untere Marge darstellen dürften. Bisher setzten die Bürger aus privaten Geldmitteln rund 2 Millionen Euro ein, um den Standort zu stoppen. Alexander Gallrein sollte bedenken, sechs der zentralen Gerichtsverfahren verloren Berlin, Brandenburg und der Bund gegen die Anwohner seit dem Jahr 2000. Vielleicht sollte man die mehrfachen Hinweise des Oberverwaltungsgerichts Frankfurt/Oder endlich ernst nehmen. Es forderte von der Politik, eine Abwägung der Standortkriterien überhaupt erst mal ins Auge zu fassen.
Würden sämtliche Passagiere im innerdeutschen Verkehr deutlich preiswerter mit der Bahn fahren können, ließen sich in Berlin die Flugpassagiere halbieren und auf Tegel und Schönefeld gerecht verteilen, so die Flugunternehmen mitziehen, die bisher Tegel favorisieren. Das wäre auch klimapolitisch vernünftig, ist aber in der neoliberalen Wirklichkeit von heute auf absehbare Zeit noch nicht umsetzbar. Gelöst ist damit allerdings nicht das Absturzrisiko über Siedlungsgebiet, in Flughafennähe ist es besonders hoch. Gerade letzterer Punkt spricht für einen bedarfsgerechten Flughafen auf den bereits existierenden drei interkontinentalen Landebahnen in Sperenberg. Aber egal welcher Standort vorgeschlagen wird, gebaut werden sollte nur dort, wo Mensch und Natur am wenigsten beeinträchtigt werden und nicht nach dem Maß von Berliner Bequemlichkeit. 1,4 Mrd. € wurden bereits bei der Planung des VEB Großflughafens verschwendet, ein Ex-Planer rechnete zudem vor, Geländeumfang und Terminal sind für mehr als 56 Mill. Passagiere im Jahr ausgelegt, statt für die angegebenen 30 Mill. Auch diese fehlverwendeten Steuergelder führen in Berlin und Brandenburg dazu, daß an allen Ecken und Kanten soziale Ausgaben etc. weggespart werden müssen.

Marko Ferst, 15537 Gosen

erschienen in der Märkischen Oderzeitung vom 23.7.2005 (in Auszügen)

 
www.umweltdebatte.de