Vom menschlichen Abgrund nach der "Epoche des großen Irrtums"

Öko-Diktatur als Prognose

 

Marko Ferst

 

Dieser Roman formuliert eine hochpolitisch-dramatische Warnung, ist ein, wie ich meine, gelungener Versuch, in einer Variante zu zeigen, in welche gesellschaftlichen Verhältnisse wir treiben dürften, wenn wir unsere konsumfixierten Lebensansprüche samt wirtschaftlicher Irrationalität nicht grundlegend ändern und eine radikale ökologische Wende einleiten. Die Romansituation ist so, daß verheerende Schäden durch die industrielle Naturzerstörung bereits eingetreten sind und ohne Krisenmanagement die Lage nicht mehr zu meistern ist. Ein ungewählter Öko-Rat aus grünen Alternativ-Politikern putschte sich an die Macht, enteignete Konzernherren, legte die meisten Betriebe still, unterband jeglichen Konsumtrip und manövrierte sich durch ein System kleinlicher Restriktionen der Bevölkerung gegenüber immer mehr in eine handlungspolitische Sackgasse. Durch jeweils kurze miteinander verwobene Episodengeschichten erhält der Leser Einblick in viele unterschiedliche Lebensbereiche, vom Altenheim über Meditationskommunen bis hin zu einem Stadtlager oder dem Informationsministerium.
Die Bundeswehr auch für innere Einsätze zu ordern, was uns etwa der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Bundestag Herr Schäuble offerierte, ist in der deutschen Öko-Diktatur dann gang und gäbe. Die Soldaten werden in ihrem Verhalten manipuliert, so daß Ökosünder für sie Freiwild sind.
In der "Wochenpost" Nr.49 warf der von den Grünen zur SPD gewendete Rezensent Udo Knapp Fleck vor, er wolle mit seinem Buch die Errichtung einer solchen Öko-Diktatur fördern und leite damit fundamentalistischen Ökologen und Kommunisten Wasser auf ihre Mühlen. Diese Behauptung ist absurd, die ideologische Verklemmung unübersehbar. Völlig rätselhaft bleibt bei dieser Sichtweise, warum die Frau des Informationsministers am Ende des Buches aus dem gesteckten Rahmen der staatlichen Berichterstattung, für die sie zuständig ist, ausbricht und versucht, eine radikale Innovation in der verkrusteten Politik vom Zaune zu brechen, um mehr Freiraum für den einzelnen Menschen zu gewährleisten, trotz der widrigen ökologischen Umstände.
Daß vor dem Putsch der Ökorataktivisten eine faschistische Liga regiert, läßt diesen zwingend erscheinen, jedoch ist mir ungenügend belegt, wie in Deutschland diese Liga an die Macht gekommen sein soll, zumal die Betriebsblindheit der staatstragenden Parteien ausreichend sein dürfte, um in die Spuren von Flecks Szenario zu geraten.
All jenen Menschen, die sich heute für alternative Politik interessieren oder solche selbst gestalten wollen, sei die Lektüre dieses Roman wärmstens ans Herz gelegt. Um die dort beschriebenen Konflikte wird man früher oder später keinen Bogen mehr machen können.

Dirk C. Fleck: GO! Die Öko-Diktatur. Roman, Rasch und Röhringverlag 1993, 335 S., Leinen, 39,80DM.

6.5.1994 ND

 

Amazon bestellen