|
Genug ökologische Programmatik?
Von Marko Ferst
Die LINKE entwickelte ihre Umweltaussagen in den vergangenen fünf
Jahren deutlich weiter, wie der aktuelle Leitantrag für das Parteiprogramm
zeigt. Beim Atomausstieg bis 2014 übte sie sogar Druck auf die Grünen
aus, die die Gefahr von Atomunfällen wie in Fukushima noch ein Jahrzehnt
lang tolerieren wollen. Zugleich zeigte die CCS-Debatte in Brandenburg,
wie man Umweltkompetenz verspielen kann.
Das neue Programm der LINKEN birgt sicher mehr ökologische Aussagekraft
als das aktuelle der SPD. Jedoch was hätte die Programmschreiber
daran gehindert, wie bei den Grünen in aktu-ellen Wahlprogrammen
nachzulesen, bis 2030 100 Prozent solaren Strom anzustreben? Warum braucht
die LINKE dafür 20 Jahre länger? Bis 2040 wollen die Grünen
im Sektor Wärme und Verkehr solare Vollversorgung anstreben.
Die beiden Alpenländer sind auf der Zielmarke zu 20 Prozent ökologischem
Landbau, Deutsch-land dümpelt bei 5 Prozent. Warum steht nicht klar
im linken Programm zu lesen, bis 2025 wol-len wir 50 Prozent ökologischen
Landbau erreichen hierzulande?
Wir müssen zügig Anpassungsstrategien an den Klimawandel entwickeln.
Es wird mehr Starkre-gen und extreme Trockenperioden geben, auf die sich
nicht nur Land- und Forstwirtschaft einzu-stellen haben werden. Im Entwurf
der LINKEN liest man darüber nichts, die CDU ist in diesem Punkt
programmatisch weiter.
Unterbelichtet sind im linken Programm die Folgen der ökologischen
Zivilisationskrise und de-ren gesellschaftliche Destruktivkräfte.
Exzellent ist die Logik der nichtlinearen Effekte von Kli-ma- und Ökosystemen
z.B. bei Fred Pearce in „Das Wetter von morgen. Wenn das Klima
zur Bedrohung wird“ zusammengefasst. Er zeigt auf, wir kennen nur
einen Teil der Schwellenwerte, ab der das Klima mit uns Achterbahn fahren
wird. Schon jene, die wir kennen, sprechen für kli-matisch bedingte
Völkerwanderungen und Bürgerkriege. Diese Gefahrenlage ehrlich
zu benen-nen, davor scheut sich nicht nur die LINKE. Es wird Zeit die
rosarote Brille abzunehmen.
Neues Deutschland 17.10.2011
|
|