In Potsdam wurde zu Wasser und zu Land demonstriert

Gefordert wurde bis 2030 alle Tagebaue schließen und kein Dorf mehr abzureißen

Von Marko Ferst


Schon ganz früh brachen am Sonntag, den 18. August die ersten Radfahrer in Moabit auf, vom S-Bahnhof Wannsee setzte sich ab kurz nach zwölf ein Tross von ungefähr 150 Radlern Richtung Potsdam in Bewegung. Zwei Wochen vor der brandenburgischen Landtagswahl forderte ein zivilgesellschaftliches Bündnis einen zügigen Kohleausstieg bis 2030 und erinnerte die Politik daran erinnern, wer versucht mit der Planetenphysik Kompromisse zu verhandeln, provoziert die Versteppung Brandenburgs. An der Demonstration nahmen neben vielen Brandenburger und Berliner Umweltinitiativen wie dem BUND, Greenpeace und Campact, der Grünen Liga, Robin Wood sowie attac auch Schülerinnen und Schüler der Initiative „Fridays for Future Potsdam“ teil. Es war bereits die vierte „Coal-and-Boat“-Demo, allerdings die erste, die nicht in Berlin, sondern in Potsdam organisiert wurde.
170 farbenfrohe Boote mit Fahnen und Transparenten setzten sich von der Neustädter Havel-bucht nach 14 Uhr in Bewegung. Mit gelbem Rauch wurde das Startsignal gegeben. Zeitgleich ging es auch an Land durch die Potsdamer Innenstadt und am Landtag vorbei zu Fuß und per Rad, Trommler sorgten für Rhythmen. Zu Wasser und zu Land mögen es fast 2000 Menschen gewesen sein. Der Ausstieg aus dem Kohlestrom und klimaschädlichem Heizen wird nur gemeinsam gelingen, so Eric Häublein vom „Bündnis Kohleausstieg Berlin“. Auf einem der überdachten großen Flöße stellte Greenpeace fest „Kein Plan für die Zukunft – Nein zum Tagebau Welzow-Süd II“. Andere betonten: Kein Dorf in der Lausitz soll mehr den Tagebauen zum Opfer fallen und erneuerbare Energien seien konsequent auszubauen. Solidarische Grüße wurden an die ebenfalls am Sonntag stattfindende Unteilbar-Demo in Potsdam übermittelt und von der Rednerin kenntlich gemacht, wie sehr auch hier dieses Anliegen unterstützt würde.
Leider kam es zu zwei Unfällen. Verursacht durch eine Windböe, riß der Baum eines Segelbootes herum und verletzte ein neunjähriges Mädchen. Rettungskräfte waren zur Stelle. Zudem stieß ein manövrierunfähiger Katamaran mit einem unbesetzten Fahrgastschiff zusammen und mußte anschließend abgeschleppt werden.
Die Demonstrationszüge liefen an der Alten Fahrt hinter dem Barberini-Museum zusammen. Zuvor wurde vor der Langen Brücke zusammen zum Fotoshooting aufgerufen. Alle Paddel wurden auf Kommando gen Himmel gehoben. Auf der kurzen Abschlusskundgebung wurde noch einmal an den Klimastreiktag am 20. September erinnert und an das Klimacamp in Potsdam vor der Landtagswahl. Jeder wurde aufgefordert zu ökologischen Stromanbietern zu wechseln, nicht zu den pseudogrünen Tarifen von Vattenfall und Co., sondern zu echten Ökostromanbietern, wie Lichtblick, Naturstrom, Greenpeace-Energy oder die Elektrizitätswerke Schönau, wie sie von den Umweltverbänden empfohlen werden. Eine Aktivistin der Potsdamer Seebrücke berichtet davon ihrer Arbeit und wie sehr sich diese mit ökologischen Fragen verzahnt. Zum Abschluss trat noch einmal eine junge Musikgruppe auf, die beiden Saxophonisten und der Keyboarder spielten exzellente Musik, auf dem Hausboot tanzten die jungen Greenpeace-Aktivisten dazu.



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