Zweites Tschernobyl nur eine Frage der Zeit

Polen will Bau eines AKW an der Oder prüfen

Auch in Polen scheint es einige Ewiggestrige zu geben. Ein polnisches Atomkraftwerk in der Nähe von Schwedt zu bauen, tangiert elementare Sicherheitsinteressen Deutschlands. In der Region Gomel mehr als 130 - 160 Kilometer vom geborstenen Reaktor in Tschernobyl entfernt, befinden sich riesige hoch verstrahlte Gebiete, die komplett entsiedelt gehörten. Bei einem Atomunfall an der Oder wäre z.B. Berlin bei entsprechender Windrichtung akut bedroht und müßte evakuiert werden. Im Gegensatz zum RBMK-Reaktor würden die radioaktiven Stoffe bei einem Reaktor westlicher Bauart nicht weiträumig über Europa verteilt, sondern gehen konzentrierter in einem Umkreis von 400 Km nieder. Überdies hat der neue EPR-Reaktor ein vielfaches an radioaktivem Inventar.
Schon jetzt forderte Tschernobyl mindestens 50.000 Opfer und unermeßliches Leid für die Menschen. Hierzulande haben wir eine viel höhere Siedlungsdichte als in Weißrußland. Die polnische Regierung täte gut daran auf solare Energien und eine Politik für mehr Energieeffizienz setzten. In Deutschland wird bereits 11% des Stroms aus den Erneuerbaren gewonnen. Auch in Polen kann man die Wasserkraft nutzen, der Wind weht und die Sonne scheint. Biomasse und Geothermie stellen weitere Potentiale dar. Die Baukosten für Atomkraftwerke sind so hoch, sie müßten als ökonomisch unrentabel gelten. Doch die EU-Bürokratie ermöglichte auch den Weiterbau eines AKWs in Rumänien mit Fördermillionen. Ungünstig zudem: Die Uranvorräte gehen in wenigen Jahren zur Neige. Der aufwendige Herstellungsprozeß der Brennelemente ist mit Emissionen von Klimagasen verbunden, die Uranförderung verseucht akut die Umwelt. Weltweit 440 alternde AKWs, überdies optimale Ziele für Sabotage- bzw. Terrorakte, da ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir ein zweites Tschernobyl bekommen.

Marko Ferst, 15537 Gosen


 
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