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100 Prozent erneuerbare Energien bis
2050
Wolfgang Methling
(Umweltminister in Mecklenburg-Vorpommern, stellvertretender PDS-Bundesvorsitzender)
So kurz und trotzdem aussagekräftig könnte das Fazit der energiepolitischen
Standpunkte der PDS lauten.Im Parteiprogramm, das im Herbst 2003 beschlossen
worden ist, heißt es:
"Eine Schlüsselrolle im ökologischen Umbau spielt die solare
Energiewende. Energieeinsparung, erhöhte Energieeffizienz und die
Entwicklung erneuerbarer Energien weisen den Weg aus der Sackgasse atomar-fossiler
Energiewirtschaft."
Eine der vordringlichsten Aufgaben der Menschheit in den nächsten
Jahrzehnten ist der Schutz des Klimas auf der Erde. Daher brauchen wir
Alternativen zur bestehenden Energie- und Stromversorgung auf der Basis
fossiler bzw. atomarer Träger. Ab dem Jahr 2010 wird mit einem erheblichen
Bedarf an neuen Erzeugungskapazitäten gerechnet, der auf drei voneinander
unabhängige Ursachen zurück zu führen ist:
* Viele fossil befeuerte Kraftwerke werden im derzeitigen oder kommenden
Jahrzehnt das Ende ihrer technischen Lebensdauer erreichen und müssen
außer Betrieb genommen werden.
* Die in Deutschland installierten Kernkraftwerke werden im gleichen Zeitraum
hoffentlich weitgehend außer Betrieb genommen werden.
* Der Strombedarf wird in Zukunft bei unveränderten Verbrauchsgewohnheiten
weiter steigen.
Die Versuche der Kraftwerkslobby, mit "visionären Kraftwerkstechnologien"
die Verbrennung fossiler Energieträger zur Stromerzeugung bzw. die
Wiederbelebung der atomaren Technik, den Menschen in diesem Lande als
Königsweg und alternativlos für eine nachhaltige Entwicklung
zu verkaufen, findet keine Zustimmung durch die PDS.
Im Endbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Nachhaltige
Energie-versorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung"
vom 7. Juli 2002 wird detailliert beschrieben, welche Rolle die erneuerbaren
Energien in Zukunft spielen können. So stellen die Autoren fest:
"Die regenerativen Energiequellen bieten ein - gemessen an menschlichen
Zeitmaßstäben - unerschöpfliches Energiepotenzial, das
den derzeitigen Energieverbrauch um viele Größenordnungen übersteigt.
Von den drei regenerativen Ener-giequellen, solare Strahlung, Geothermie
und Gezeitenkraft, ist die Sonnenenergie bei weitem die Größte.
Die drei regenerativen Energiequellen mit ihren direkten und indirekten
Nutzungsmöglichkeiten sind grundsätzlich in der Lage, alle heute
und in Zukunft benötigten Sekundärenergieträger bzw. Nutzungsenergieformen
Wärme, Strom und Brennstoffe bereitzustellen".
Erneuerbare Energien seien zu teuer und verzerren den Wettbewerb, wird
ihren Befürwortern immer entgegengehalten. Zum einen widerlegen der
"Kohlepfennig" und die politische und finanzielle Verantwortung
des Staates für die Entsorgung atomarer Abfälle diese Argumentation.
Und zweitens wird die Konzentration der zweifellos begrenzten staatlichen
Mittel auf die Erforschung aller noch offenen Fragen bei der Gewinnung
und Nutzung regenerativer Energien perspektivisch auch kostensenkende
Wirkungen haben.
Dies wird allerdings nicht von alleine und nicht von heute auf morgen
geschehen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz war ein wichtiger Schritt in
die richtige Richtung. Weitere Schritte sind aber nötig. Bei der
mittelfristig noch notwendigen Nutzung von fossilen Energieträgern
sollte vorrangig auf moderne Gaskraftwerke zurückgegriffen werden.
Forschung und Entwicklung müssen auf die noch ungelösten Probleme
in diesem Bereich - wie z.B. Fragen der Speicherung und des Ausgleichs
bei diskontinuierlicher Erzeugung - konzentriert werden. Möglichkeiten
der Energieeinsparung durch Wirkungsgradverbesserungen sind konsequent
zu nutzen. Und nicht zuletzt brauchen wir auch Verhaltensänderungen
der Menschen, die auf der Erkenntnis beruhen, dass die Erde nicht überleben
wird, wenn wir die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen, insbesondere
Kohlendioxid, langfristig nicht stoppen. Fossile Energieträger sind
CO²- Träger und endlich. Schon heute werden Kriege um ihre Verfügbarkeit
geführt. Abgesehen von den mit der Nutzung der Atomenergie verbundenen
immensen Gefahren und der völlig ungeklärten Endlagerproblematik
sind auch nukleare Ressourcen begrenzt.
Aber leider ist es oft so, dass es erst Katastrophen sind, die uns zur
Besinnung bringen. Dem allen möchte die PDS mensch- und umweltfreundliche
Alternativen entgegensetzen. Ein dezentrales, vollständig solares
Energiesystem ist unser Ziel.
Umweltpanorama 10/2004, tarantel Nr.26
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