Biographie
Erich Fried wurde am 6.
Mai 1921 in Wien geboren. Früh beginnt er Gedichte zu schreiben,
und früh wird er auch Zeuge gesellschaftlicher Unbilden.
1927 erlebt er den sogenannten "Blutfreitag" in Wien,
er kann das Geschehen von einem Schaufenster eines Ladens verfolgen,
in den seine Mutter mit ihm geflüchtet war. Fast 90 Menschen
sterben bei dieser Auseinandersetzung zwischen Polizei und Arbeiterschaft.
Der Freispruch von Morden rechten Täter führt zu dem
gesellschaftlichen Aufruhr, an dessen Ende der Justizpalast
in Flammen aufgeht. Zur Weihnachtszeit des selben Jahres soll
Fried vor Festpublikum ein Gedicht aufsagen. Er tritt vor und
sagt, er kann kein Gedicht aufsagen, solange der Polizeipräsident
im Saal sitzt, der für die Opfer des Blutfreitags verantwortlich
ist. Der Präsident verläßt wutentbrannt den
Saal.
1938 mit dem Anschluß Österreichs an Deutschland
gelten die "Nürnberger Rassegesetze" auch in
diesem Land, und die systematische Verhaftung, Folterung und
Ermordung der Juden beginnt. Fluchtpläne werden im Bekanntenkreis
der Frieds diskutiert, sie sind Betroffene, der Vater Frieds
stirbt nach einem Verhör, ihm wird die Magenwand eingetreten.
Die Hälfte von Frieds Verwandtschaft kommt später
in den Konzentrationslagern der Nazis um. Fried selbst kann
1938 nach England flüchten. Von dort versucht er ihm bekannte
und unbekannte Leidensgenossen bei der Flucht nach England zu
unterstützen, kann 73 Visen beschaffen, unter großen
finanziellen Entbehrungen.
Nach dem Krieg wurde Fried Mitarbeiter bei zahlreichen neugegründeten
Zeitschriften, später Kommentator deutschsprachiger Sendungen
beim BBC. Zunächst muß er sich aber als Fa-brikarbeiter
und mit Hilfsjobs durchschlagen. Die Position bei der BBC gab
er 1968 wegen ihrer unveränderten Kalten-Kriegs-Position
auf.
Fried blieb zeitlebens in England wohnhaft, unternahm aber häufig
Reisen für Lesungen in Deutschland und Österreich,
wurde 1963 Mitglied der Gruppe 47. Er veröffentlichte über
20 Gedichtbände, den Roman "Ein Soldat und ein Mädchen",
zahlreiche Erzählungen, eine Reihe politischer Texte und
Aufsätze zur Literatur. Überdies übersetze er
fast alle Werke Shakespeares und nahm zahlreiche weitere Übersetzungen
vom Deutschen ins Englische vor. Des öfteren geriet er
in Konflikt mit politisch Andersdenkenden, wenn er offen und
kritisch Stellung zu politischen Themen nahm, was er in seinen
Gedichten sehr häufig tat. Erst gegen Ende seines Lebens
wurde ihm die Anerkennung in Form von Auszeichnungen wie dem
Bremer Literaturpreis, dem Österreichischen Staatspreis
und dem Georg-Büchner-Preis zuteil. Erich Fried erkrankte
an Krebs und starb am 22. November 1988. Er wurde auf dem Kensal
Green in London beerdigt.