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Öffentlicher Verkehr muß stärker
gefördert werden
Zu: Brauchen wir die Rückkehr der alten Pendlerpauschale? und
Leserbriefe, 1.8., 5.8.
In der DDR hielt man bezahlbaren öffentlichen Verkehr für
sinnvolle Sozialpolitik und kam nicht auf so verrückte Ideen wie
Pendlerpauschalen und dgl. bürokratische Instrumente mehr. Auch
die LINKE hätte guten Grund darüber nachzudenken, ob nicht
gezielte politische Kampagnen zur Förderung des öffentlichen
Verkehrs, die viel weitsichtigere Strategie sind, ein Mindestmaß an
Mobilität zu erhalten. Beispiel: Man könnte der Bahn 19% Mehrwertsteuer
vollständig erlassen, wenn sie im Gegenzug auf weitere 19% ihrer
Ticketpreise verzichtet. 38% weniger je Zugfahrt – das wäre
ein Anfang, um mehr Menschen zum Umsteigen zu bewegen. Das funktioniert
nicht ohne strikte Vorgaben zur künftigen Begrenzung der Fahrpreise,
denn schon seit einigen Jahren kann man die Preisentwicklung bei der
Bahn nur unter dem Stichwort Wucher kennzeichnen.
Das Erdölzeitalter geht schneller zu Ende, wie sich das die meisten
wünschen dürften, da ist Michael Gehrmann zuzustimmen. Daß Autos,
die nur ein bis zwei Liter auf 100 Kilometer verbrauchen, noch nicht
das Straßenbild bestimmen in eine Versagen von Autokonzernen und
Politik, wenngleich auch das nicht verhindern könnte, daß die
Zeit kommt, in der der Individualverkehr in sich zusammensacken wird.
Es ist absehbar, daß sich in den nächsten Jahren die Preise
für ein Barrel Öl in immer schnelleren Abständen verdoppeln
werden, weil die steigende Nachfrage nur noch zu einem Bruchteil bedient
werden kann. Auch Biosprit mit der Folge von Hungerepidemien auf anderen
Kontinenten dürfte sich nicht durchhalten lassen. Wenn man auf eine
so konfigurierte Weltwirtschaftskrise zuläuft, ist es wirklich unverantwortbar
politische Lenkungsinstrumente wie die Pendlerpauschale wieder einzuführen,
die dem Bürger suggerieren, lange Arbeitswege sind zukunftsfähig.
Ulrich Mauerer ist entgegen zu halten, daß steuerliche Vorteile
auch in anderen Bereichen den Bürgern zurückgegeben werden
können und nicht als antiökologische Wohltat. In der kommenden
Krise werden bestenfalls die Arbeitslätze überleben, die auf
regionalen Wirtschaftskreisläufen aufbauen. Die Globalisierung von
Warenströmen wird wegen nicht vorhandener bezahlbarer Treibstoffe
in den nächsten Jahrzehnten implodieren. Politik und Gesellschaft
muß sich rechtzeitig auf die veränderte Agenda einer Zeit
ohne Erdöl und darüber hinaus von unbezahlbaren Klimaschäden
einstellen, die sie selbst verschuldet haben.
Marko Ferst, Gosen
Neues Deutschland,
www.umweltdebatte.de
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